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Der Fotograf

Bereits als Kind hatte ich stets Freude bei Betrachten von alten Urlaubsdias. Was mich damals vom Fotografieren abgehalten hat war die Tatsache des Film Einlegens. Den Vorgang verstand ich nicht und scheinbar konnte man dabei viel falsch machen.

Mit 14 Jahren wurde ich konfirmiert und hatte nun genügend Geld um mir 1998 eine Kamera zu kaufen, die den Film selbst einzieht und im Gehäuse weitertransportiert.

Wenn ich daran denke, dass 600DM damals viel Geld waren für eine Kamera, dann muss ich heute fast schon darüber lachen. 

Zumindest sah ich mich nun in der Rolle des Fotografens im Freundeskreis. 

Das erste Mal, als ich von vielen Menschen positives Feedback bekam, war als ich meine beste Freundin Beate mit unserer gemeinsamen Freundin Mareike im Sonnenuntergang ablichtete.

Danach vergingen viele Jahre wo ich die Kamera überwiegend für Geburtstage und Urlaube benutzt habe. Also die üblichen Fotos von Blumen, Landschaften und Tieren. Später schloss die Blende nicht mehr richtig und ich hatte auf allen Bildern in bestimmten Brennweiten einen Schatten der wie eine Wimper aussah. Dieser Makel und der Preis der APS-Filmentwicklung ließen das Hobby vorerst brach liegen. Irgendwann kam dann das Zeitalter der digitalen Fotografie. Ich hatte eine Casio Exilim Z4 die damals 300Euro kostete, immerhin nicht teurer als meine Erste. Damit fing ich dann an zu experimentieren. Das war ja im Prinzip kostenlos und man brauchte nur Zeit und inneres Interesse. Von beidem hatte ich mehr als genug. Diese Kamera war mir auch ein treuer Begleiter durch den Beginn meines Studiums. Zu Zeiten wo man in Vorlesungen noch mitschreiben musste war ich der erste, der die Folien der Professoren ablichtete um mitdenken, schlafen oder quatschen zu können anstatt Schreibkrämpfe zu bekommen und mit den anderen im Chor zu stöhnen, wenn der Prof. mal wieder schneller die Folien wechselte als der schnellste Streberling mitschreiben konnte. Nun waren 3,2 Megapixel damals gerade so ausreichend um später etwas erkennen zu können wenn man - wie ich es mochte - ganz hinten verspätet Platz nahm.

Irgendwann kippte mir die Kamera auf den Zoom und war unbrauchbar. Das tat mir schmerzlich weh, denn meine erste eigene große Reise nach Brasilien stand an.

Natürlich wollte ich dort fotografieren und so wurden schnell noch 400 Euro für eine superflache Casio Exilim S600 in rot ausgegeben. Die war praktisch, denn in Brasilien bewegten wir uns auch in Gegenden, wo man mit ner auffälligen Kamera auch mal schnell in eine dunkle Gasse gezogen worden wäre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inzwischen hatte ich mein Auge weiter geschult und bekam für einige meiner Bilder auch von künstlerisch aktiven Personen Zuspruch. Dennoch beschränkte sich mein Horizont auf das richtige Wählen von Voreinstellungen und Modi in der Kamera. Ich wusste welchen Modus ich nutzen musste um auch bei Dämmerlicht ein schön ausgeleuchtetes Gesicht zu bekommen ohne alles tot zu blitzen. Das reichte mir aber irgendwann nicht mehr. Ich fing an Bilder zu inszenieren und irgendwann merkte ich, dass ich physikalisch an die Grenzen der kleinen Casio gekommen war. Komischerweise schlug auch zeitnah die geplante Obsoleszenz zu und die Kamera war im Prinzip unbrauchbar. Mitten auf einem Festival, aber gut. Ich hatte mal den Film vom amerikanischen Rapper 50Cent gesehen im Kino. Davon ist hängen geblieben, dass er im Drogengeschäft seiner Mutter aktiv war und im Gegenzug zu seinen Gangmitgliedern nahm er auch das Kleingeld - oftmals 50cent - und steckte es in ein großes Glas. Die anderen hatten das wohl immer unter den Tisch fallen lassen oder was auch immer. Jedenfalls kaufte er sich später seinen ersten weißen Mercedes in bar mit diesem ganzen Kleingeld. Das gefiel mir und ich fing auch an zu sammeln. Nun ja, ein Mercedes ist es nicht geworden, aber meine erste digitale Spiegelreflex-Kamera (DSLR). Ich hatte lustigerweise genau 888 Münzen gesammelt und bekam nach langer Recherche dafür eine Canon Eos 1000D mit Kit-objektiv, Speicherkarte und Tasche. Ich war ziemlich stolz und auch ein wenig überfordert. Ich stellte fest, dass eine gute Kamera nicht automatisch bessere Bilder macht. Erst musste ich sie verstehen lernen. Das sollte knapp ein Jahr dauern. Dabei half mir ein befreundeter Fotograf, den ich von der Akrobatik her kannte (René Schäffer). Er gab neuerdings Kurse am Medien-Kompetenz-Zentrum und lud mich zur Teilnahme ein. Der Kurs hieß experimentelle Fotografie und ich bekam Unmengen an Input.

Besonders half mir, dass fast alle anderen Teilnehmer auch mit Canon fotografierten und mir Tips geben konnten was denn die vielen Knöpfe alles können. Ich bekam nun Kenntnisse über Belichtungsparameter, Schärfentiefe und Möglichkeiten damit zu spielen. Nach diesem Kurs nahm ich an allen Kursen der Einrichtung teil, welche irgendwie mit Fotografie zu tun hatten. Einige dieser Workshops wofür ich Zertifikate erhalten habe waren:

 

Experimentelle Photographie, 19-21.11.2008, René Schäffer

Lochkamera - camera obscura, 5-6.10.2009, René Schäffer

Panoramafotografie, 30.11.-01.12.2009, Rigo Richter

Das klassische Portrait in der Photographie, 06.04.2010, René Schäffer

Aufbaukurs Digitale Fotografie, 26.04.-28.04.2010, Dr. Wolfgang Kubak

Makrofotografie, 14.06.2010, Dr. Wolfgang Kubak

Kreatives Blitzen, 06.09.2010, Dr. Wolfgang Kubak

Reportagefotografie: Geschichten erzählen mit der Kamera, 08.10.-10.10.2010, Gordon Welters

Das klassische Portrait in der Photographie II, 11.10.-12.10.2010, René Schäffer

Farbmanagement und Druckvorbereitung, 14.06.2011, René Schäffer

Pressefotografie: Der entscheidende Augenblick, 08.02.-10.02.2011, Gordon Welters

Flächige Bildkomposition, 02.03.2012, René Schäffer

Bildbesprechung - Aufbereitung von Fotomaterial für Ausstellungen, Mappen und Portfolio, 26.03.-27.03.2012

Streetphotography: Momente, die auf der Straße liegen, 03.09.-05.09.2012, Gordon Welters

Einführung in das Urheber- und Persönlichkeitsrecht für Fotografen und Künstler, 01.10.2013, Dr. Wolfgang Kubak

Bildbesprechung - Fotografien unter der Lupe, 07.10-08.10.2013, Gordon Welters

Multimediaessay und Fotoanimation als Präsentationsformen im Internet, 04.11.-05.11.2013, Knut Mueller

Digitale Bildbearbeitung mit Adobe Photoshop CS5 (Fortgeschrittenenkurs), 06.11.-08.11.2013, Ingo Dieckmeyer

Natürliche Portraits: Fotografie mit Available Light, 15.12.-16.12.2014, Gordon Welters

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Irgendwann saß ich in vielen Workshops nur noch drin um bereits bestehendes Wissen zu Wiederholen oder in Frage zu stellen. Dann waren besonders die Workshops mit Gordon Welters sehr produktiv, denn hier wurde viel konstruktive Kritik geäußert, welche mir sehr weiter half. Meinen Wissendurst stillte ich viele Jahre in denen ich mir nun auch im Internet Videos, Vorlesungen und Erfahrungsberichte rennomierter Fotografen zu Gemüte führte. Besonders im englischsprachigen Raum gibts es sehr viele kreative Künstler, welche Anregungen und Inspiration stiften. Inzwischen habe jede Menge Praxiserfahrungen gesammelt, doch stets möchte ich noch mehr DInge verstehen und wissen und mich weiterbilden. Dies ist ein ganz normaler Prozess bei dem man sich ständig weiterentwickelt. Es gibt inzwischen jede Menge Spezialisten für kleinste Branchenbereiche. Mir ist besonders wichtig der dabei entstehenden Monotonie entgegen zu wirken und immer wieder neue Felder und Herausforderungen zu finden. Dabei bringe ich alle meine Erfahrungen mit ein, selbst welche, die nicht direkt im Zusammenhang mit der Fotografie zu stehen scheinen. Ein ehrliches Lächeln kann nicht gestellt werden, man muss es sich im Umgang mit dem Portraitierten verdienen. Deswegen sind Aufrichtigkeit und Vertrauen wesentliche Vorraussetzungen für eine gelungene Interaktion zwischen Fotograf und Fotografierten. In diesem Sinne freue ich mich auf eine angenehme Zusammenarbeit mit Ihnen.

 

Nils Bürger, 2010, aufgenommen während des Workshops "Kreatives Blitzen" von Dr. Wolfgang Kubak

Foto: Carina Fracke

Nils Bürger, 2015

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